lieber Bimmelbahn fahren
lieber Bimmelbahn fahren

lieber Bimmelbahn fahren

Vor ein paar Tagen hatte ich das Gefühl, ich hätte ein riesiges Portal durchschritten.

Heute merke ich: Ich gehe schon ganz zaghaft die ersten Schritte in dieser neuen Welt. Zeh für Zeh tauche ich ein in das warme, sanfte Wasser – und wow, es umhüllt mich wie Glitzerstaub.

Ich denke jetzt schon, wie magisch es sein wird, wenn ich irgendwann ganz eingetaucht bin und – wie in einem Schwebebad – auf der Oberfläche dahingleite.

Es ist eine Welt, die ich vorher nie betreten konnte. Mir nie erlaubt habe.

Sie war nicht zugänglich – all die Härte, Hektik, Anpassung in mir versperrten den Weg.

Ich war zu sehr getrieben, sah mit den falschen Augen, als dass ich diese Zauberwelt hätte betreten können.

Aber jetzt wandle ich darin.

Ich bewege mich anders, sehe anders, rede anders, handle anders.

Ich freue mich über Farben, Berührungen, kleine Momente.

Das Außen hat sich nicht verändert – alles war schon vorher da.

Ich sah es, aber es prallte ab an meinem Panzer aus Teflon,

denn ich musste ja schnell weiter.

Meine Motive waren zu machtvoll, als dass ich hätte stehen bleiben und mehr Freude, Genuss und Leichtigkeit zulassen können – denn dann hätte ich tiefer tauchen müssen.

Ich dachte immer, ich kann das einfach nicht.

Aber die Wahrheit war: Ich erlaubte es mir nicht.

Der Moment, der Zauber und auch ich – wir waren da.

Aber wir lebten wie auf unterschiedlichen Zeitschienen, aneinander vorbei.

Als hätte ich ihn im ICE an mir vorbeirauschen sehen –

und jetzt fahre ich mit der Bimmelbahn, kann Blumen pflücken,

die Sonne auf meiner Haut spüren, das Fenster öffnen.

Nichts ist mehr hermetisch abgeriegelt oder nur auf der Überholspur erreichbar.

In mir blitzt jetzt ein großes rotes STOP-Schild auf –

und ich merke: Zum ersten Mal halte ich an und atme durch.

Noch nicht immer, und es fühlt sich noch ungewohnt und anstrengend an.

Aber ich spüre einen Muskelkater in mir – und wie mein ganzer Körper sich umstellt.