Wisst ihr was ich heute erkannt habe, welcher Glaube in meinem Leben war? Natürlich nicht bewusst. Jetzt für mich völlig logisch und doch total absurd. Vielleicht könnt ihr ja mal bei euch schauen wie es ist:
Annahme:
Kind sein = Leben / lebendig (fühlen, fließen, spielen, erleben, entdecken, erforschen, lieben, lachen,…)
Erwachsen sein = Abwesenheit/Minimierung von Leben = Tod (funktionieren, analysieren, strukturieren, planen, anpassen, einordnen)
Mein System dachte, Geburt heißt Leben entsteht (also ein Maximal an Leben). Mir ging es immer so, wenn ein Baby kam, dann war alles frisch, jeder Moment und Pups war ein Wunder. Auch schon im Bauch. Alles war magisch und lebendig. Als die Kinder größer wurden kehrte jeden Tag ein Tropfen mehr „Erwachsen werden“ in ihr System ein. Da das Glas aber quasi mit Leben voll war und „Erwachsen werden“ rein tropfte, wich ein Stück lebendig sein. Also das, den ganzen Tag über den Boden krabbeln und lachen, wich einer Zähneputzenroutine, ein freudiges durch den Garten rennen, wich einem in der Schule sitzen. So wurde das gefüllte „Kinderglas“ jeden Tag mit einem Tropfen, ein Stück mehr ein „Erwachsenenglas“.
Mein System war also der Annahme, es ging nicht beides zugleich. Ich musste meine Zeit einteilen und die Erwachsenenzeit nahm immer mehr ein und die Kinderzeit wurde immer weniger. Jeden Tag sterbe ich also ein Stück mehr, denn Ich = Leben und Erwachsen = Abwesenheit von Leben(digkeit). Vielleicht deshalb auch der Grund, warum ich jeden Tag ein wenig mehr Angst hatte, vor dem Tod. Ich sah meine Mama, meine Oma, alle Erwachsenen, um mich herum und dachte, dass ist der Lauf der Dinge. Dass wir ab und an mal ausbrechen können, damit wir mal Kind (lebendig) sein können, aber nur in dafür vorgesehenen Räumen (mit gewissen Freunden, am Nachmittag, angetrunken,…) Also irgendwie Zeit, Raum und Umgebung abhängig und damit schon wieder so wenig lebendig.
Ich dachte als, ich werde als Kind geboren, mit voller Lebendigkeit und gebe jeden Tag ein Stück mehr davon auf und ersetze es durch Erwachsen werden. Bis ich dann immer weniger davon kann und sterbe. Die Ausnahmen sind vielleicht, die im hohen Alter ein Erlebnis haben und da austreten, weil sie vielleicht so etwas denken wie: „Ich habe nichts mehr zu verlieren“ und lassen den Glauben los und sind nochmal Kind.
Jetzt erkenne ich, dass dies zwar so gelebt wird, aber nicht muss. Ich glaube wir können da aussteigen, „Kind“ also lebendig bleiben und trotzdem Erwachsen sein.
Wie weiß ich noch nicht, aber ich glaube nicht, dass unsere Lebendigkeit ersetzt werden muss, durch „Erwachsen sein“ sondern ergänzt. Das wir ein mehr an Erfahrungen haben, ein mehr an erlebtem, wachsen und aufleuchten und nicht ein weniger an Leben (mehr ans funktionieren, analysieren, trennen). Vielleicht geht es darüber, dass wir schauen: so viel „Erwachsen sein“ wie möglich, so wenig wie nötig. Wo kann ich bewusst austreten? Wie kann ich dem kindlichen in mir begegnen und was hält mich davon ab, dass ich es auch zeige? Ich bin gespannt und lebendig, kindlich, neugierig.