12 – Schmerz
12 – Schmerz

12 – Schmerz

Ich kann mich in meiner Kindheit und Jugend an viele Erlebnisse mit meiner Mama erinnern, in denen sie völlig überfordert mit mir war. Wenn dies geschah, war ihre Strategie, dass sie mich weg schickte, in mein Zimmer oder sie selbst ging. Sie strafte mich manchmal stundenlang oder sogar Tage mit Schweigen und Ablehnung. Ich weiß noch sehr genau wie sich das anfühlt. Ich wollte alles tun, nur damit sie wieder lieb mit mir war. Das letzte Mal tat sie es vor einem halben Jahr. Ich weiß auch sehr gut wie es sich anfühlt, denn übernahm ich diese Strategie bei meinen eigenen Kindern. Jedes Mal wenn ich mit mir und meinem Leben überfordert war oder sie mich spiegelten, schickte ich sie mit ihrem Papa an die frische Luft oder zog mich zurück. Jedes Mal zerbrach mein Herz in tausend Teile, weil ich selbst den Schmerz noch einmal fühlte und ihn weitergab, an das Wertvollste in meinem Leben.

Die letzten Jahre hatte ich so ein großes Bedürfnis danach, dass ich mal zur Ruhe kommen kann, dass ich mich selbst finde und liebe, dass es um mich herum auch mal still sein kann und Raum da ist, der nicht gleich wieder von mir und anderen gefüllt wird. Das ich, wenn ich will, mich in diesen Raum fallen lasen kann oder etwas kreieren kann, meinen Ausdruck und Leidenschaft für etwas finde.

Vor 2 Tagen wurde diese Wunde in mir noch einmal so sehr angetriggert, dass ich sie mir ansah. Meine leibliche Mutter und alle Frauen, die diese Mutterrolle für mein Empfinden verkörperten, schlossen mich aus ihrem Herz aus. Jede auf ihre Art und Weise, aber immer fühlte es sich für mich gleich an. Es war der Wunsch, dass ich mein Herz öffne und sie ihr Herz öffnen und wir uns in diesem Raum sehen, begegnen und wertschätzen. Jedoch kam es genau anders, sobald ich mich zeigte und mein Herz öffnete, verschlossen sie sich, blockten oder lenkten ab. Als der Schmerz also mit allen Müttern um mich herum geballt vor mir stand konnte ich ihn nicht mehr ignorieren.

Als ich nicht mehr weg sehen konnte, geschah etwas magisches, was allerdings auch meine ganze Sicht erschüttert und ich erst noch integrieren möchte. Bisher war da der Schmerz, die Isolation, das Gefühl von nichts Wert oder nicht geliebt sein. Aber eigentlich sah ich jetzt, dass es mir genau das schenkte nach was ich suchte. Stille, Raum für mich, die Möglichkeit für Selbstliebe anstatt Abhängigkeit von anderer Liebe, Kreativität, Natur und Gesellschaft. Ich nutzte als Kind die Zeit zum malen, spielen, Fantasien entwickeln, ich traf Freunde, war den ganzen Tag in der Natur, reiste, nur damit ich diesem Gefühl entkam. War das doch das wo ich heute eigentlich hin wollte.

Zum ersten Mal konnte ich wahrnehmen, was dieses Verhalten mir schenkte und nicht nahm. Zum ersten Mal konnte ich erkennen, dass wenn ich mich authentisch zeige, ich nicht mehr in Trennung zu Anderen lebe, sondern in Verbindung zu mir.

Tatsächlich schenkte sie mir mich. Nur leider konnte ich das nie sehen, hat mich der Schmerz einfach zu sehr daran festgehalten, dass sie mir nicht sich schenkte.

Ich weiß NOCH nicht was das für mich und mein Leben bedeutet, aber nur allein die Erkenntnis und der Shift fühlt sich lebensverändert und nach sehr viel Neuem für mich an.