Wenn ich still werde, wenn es leise und dunkel um mich ist und ich allein bin, fühle ich manchmal dieses schreckliche Gefühl. Ich konnte es lange nicht zuordnen und wollte es auch nicht. Ich wollte davon wieder weg. Es war auch zum Teil so einfach. Einfach wieder laut aufdrehen, einfach weiter machen, einfach irgendwo hineinstürzen, jemanden treffen. Zack war es wieder weg, aber an manchen Tagen wirkte es, als würde es hinter jeder Ecke lauern und brachte mich dazu, dass ich schneller werde, lauter, immer unterwegs, immer mit Leuten, immer im Tun. Bis ich nicht mehr weg kam. Wie auch, es war ja in mir.
Wenn ich jetzt in dieses früher so „schreckliche“ Gefühl schaue, kann ich erkennen, dass ich da bin. Der Anteil von mir der erschöpft ist vom davon laufen, vom kämpfen. Der verletzte Teil mit Angst und Wunden. Der Teil der einfach lieb gehabt werden will und dafür sich selbst aufgibt und nicht mehr lieb hat. Das hinschauen in der Stille, Langsamkeit und Dunkelheit tut weh, macht Angst und so unendlich traurig und wütend. Das ist dieses schreckliche Gefühl, dass ich da so bin, dass es da mich in mir gibt, dass so vernachlässigt, verletzt, ungeliebt, am Ende, erschöpft, kampflos da liegt. Dieses Häufchen Elend, dass ich bin…wegen mir!
Mir wird auch mehr und mehr bewusst, wie sehr ich früher Menschen nicht verstehen konnte oder in mir abgewertet habe, die sich für mich faul angefühlt haben oder eine Pause brauchten. Den Teil den ich in mir selbst abgewertet und abgelehnt habe. Da zeigt sich für mich: Verletzte Menschen, verletzen Menschen.
Erst jetzt wo ich Anfang kann, dass ich diesen Teil nicht mehr entfliehe, dass ich mich darin sehen kann, dass ich mich hinwenden kann und nicht abwende, dass ich Mitgefühl und Sanftheit hinbringen kann. Erst jetzt kann ich diesen Teil nähren, er wird nicht mehr schrecklicher und schwächer sondern mehr und mehr gesehen, gehört, geliebt von mir. Jetzt beginnt es langsam, dass diese Teile sich annähern, harmonieren, ausgleichen. Der Kampf hört auf, das Wegrennen hört auf, das nicht sehen wollen hört auf, das Ablehnen hört auf. Das Loslassen beginnt, das Annehmen beginnt, das Lieben beginnt.
Es hört auf einmal auf, dass es wichtig ist: wie das Ergebnis ist, was ich besitze, wie ich es mache, was ich mache, was andere Menschen denken, wie schnell es geht, ob ich etwas fertig bekomme,… es fühlt sich an wie loslassen und was zählt ist nur noch: Wie fühlt es sich für mich an und was brauche ich? Das fühlen beginnt! Etwas, dass ich mich früher nie gefragt oder getraut habe.