Heute Morgen stehe ich wieder vor der riesigen Wand namens Liebe. Ich sehe, wie verknotet ich in mir bin, aber ich finde den Anfang nicht.
Ich sehe, dass ich statt Nähe Distanz erfahren habe. Statt Wärme nur Kälte. Statt Stille nur Kampf und Geschrei. Statt Mitgefühl nur Wut. Statt Verständnis nur Ablehnung. Statt einer Umarmung nur Flucht.
All das lebe ich jetzt auch, obwohl ich eigentlich das andere leben möchte. Und doch komme ich nicht über diese riesige Mauer in mir. Und wenn andere mir „wahre Liebe“ zeigen, erkenne ich sie nicht, weil ich ihnen nicht glaube – und ich bringe sie so lange mit meiner Form von Liebe auf Distanz, bis ich es ihnen irgendwann wieder glauben kann. Ich kann niemandem glauben, der mich wahrhaftig liebt, so wie sich mein Herz danach sehnt, weil es noch nicht die Liebe ist, die ich erkenne und leben kann.
Ich denke:
Ich habe keine Zeit für Nähe, ich muss lieber etwas Wichtiges erledigen. Ich muss mich lieber streiten/laut werden/kämpfen, damit ich meine Liebe zeige. Ich muss wenig da sein, mich selbst von anderen entfernen oder sie wegschicken. Ich drücke meine Zuneigung durch Ablehnung aus: „Kannst du es nicht besser so machen?“ Ich finde immer eine Lösung für kein Problem. Ich wickle mich lieber in tausend Mäntel ein, als einmal mein Herz zu öffnen und es auf der Zunge zu tragen – meine Emotionen auszusprechen.
Erst dann fühlt sich mein System sicher!
Es ist, als wäre ich ein Vampir, und wahrhaftige Liebe (so wie sie Kinder und Tiere haben) ist meine Sonne. Ich verliere an Energie, ich brenne aus, mir wird übel, alles verkrampft sich. In etwa so, als würde meine Seele nach einer großen Familie und vielen Menschen um mich herum streben, und mein Körper sagt: „Bist du bescheuert? Da mach ich lieber zu, werde wütend, halte sie mir vom Leib.“ So kämpfen sie miteinander.
Die Seele lädt ein und füttert die Sehnsucht mit Brotkrumen – und der Körper wehrt ab und spuckt aus. Ich kann sehen, dass mein Körper nur etwas Altes in seinen Zellen festhält und deshalb so reagiert. Und doch weiß ich noch nicht, wie ich das loslasse.
Ich glaube, es möchte gesehen werden. In Bewegung gebracht, damit es durchfließen kann.