Ich kann Nähe noch nicht zulassen,
weil ich glaube, dass ich in dieser Nähe die Verantwortung für alles Halten übernehmen muss.
Das ist mein alter Glaube:
Ich muss alles vom anderen halten (ertragen)
und gleichzeitig alles von mir zurückhalten.
Für beides trage ich die volle Verantwortung.
Doch mein System will das nicht mehr!
Das ist beides nicht wahr –
nicht für mich,
nicht für irgendjemanden.
Ich will nur noch mich halten –
mich festhalten, tragen,
während ich alles von mir wahrnehme und spüre.
Und den anderen will ich dabei beobachten,
wie er oder sie es tut.
Und wenn nicht?
Dann bin ich nicht dafür verantwortlich.
Er oder sie ist es immer –
egal, ob sie es tun oder nicht.
Niemand kann die Verantwortung für sich selbst abgeben,
es sei denn, jemand nimmt sie ab.
Das habe ich all die Jahre getan.
Immer.
Weil ich dachte, ich müsse.
Weil ich dachte, das sei meine Aufgabe.
Aber im Grunde habe ich mich dafür aufgegeben.
Meine einzige Gabe, auf die ich heute achte:
Mich selbst halten, während ich bin.
Meine Wahrnehmung, mein Spüren, mein Fühlen, mein Ausdruck,
mein Sein in die Welt tragen.
Das ist mein neues Halten.
Nicht mehr den anderen –
und nicht mehr mich zurück.
Das war er – der Stachel aus Gift,
der in mir steckte.
In meiner Mitte.
Er lähmte alles.
Ich dachte, es sei möglich,
die Verantwortung für dich zu tragen
und mich dabei selbst auszulöschen.
Aber ich kann jetzt sehen:
Wir können Verantwortung weder abgeben
noch von anderen übernehmen.
Wenn wir es versuchen,
verliert sie sich in einem Nebel aus Unklarheit.
Und sie kehrt auf anderen Wegen zu uns zurück –
dreckig, zerzaust,
wie nach einem Straßenkampf,
in dem wir uns mit anderen verstrickt haben.
Dann kümmern wir uns vielleicht darum,
oder schicken sie in den nächsten Kampf.
Aber sie gehört immer zu uns –
bis wir sie annehmen
und in etwas Reines, Magisches, Kraftvolles verwandeln.
Also habe ich die Wahl:
Nehme ich an, was nicht mir gehört?
Halte ich zurück, was ich bin –
und verliere mich wieder?
Oder nehme ich meine Verantwortung
und tanze mit ihr?
Ich bin gespannt, wie das geht.
Jetzt darf ich es klarer sehen –
von Mal zu Mal.
Da, wo der Stachel war,
ist jetzt eine goldene Narbe.