Hart wie ein Diamant
Hart wie ein Diamant

Hart wie ein Diamant

Wie soll ich jemandem meine Innenwelt erklären? Wie soll ich erklären, dass es in mir zwei Anteile gibt?

Der eine ist das kleine Kind, das spielen will, laut sein, bunt sein, toben, Kind sein.

Der andere Teil ist das genaue Gegenteil: Er will Ruhe, keinen Lärm, kein Leben, ist sauer und blockiert.

Und ich bin dazwischen – in dem Gefühl, dass alles in mir gleichzeitig aufs Gas und auf die Bremse drückt. In diesem Kampf. In dem Gefühl, ich komme da nicht raus und es zerreißt mich innerlich.

Ich stehe nur da, ich schaue nur zu, ich entziehe mich, ich will da raus.

Ich weiß: Eigentlich sollte ich da mitten rein! Ich sollte toben, schreien, spielen, leben – und gleichzeitig halte ich es nicht aus. Weiß nicht wie, bin wie gelähmt.

Ein Teil von mir weiß: Ich muss vom Spielfeldrand aufs Spielfeld.

Das Zerreißen macht mich nicht kaputt, sondern reißt mich auf. Es zeigt mehr von meinem wahren Ich.

Aber die Wand wirkt so groß, massiv und unbezwingbar.

Täglich habe ich das Gefühl, mein Sohn und ich schreien uns innerlich an und rütteln uns wach.

Ich schreie innerlich: „Du kannst nicht die ganze Zeit nur Spaß haben!“

Und er zeigt mir: „Du kannst nicht die ganze Zeit nur ernst sein – arbeiten, Dinge erledigen, Pflichten, To-Dos, Kontrolle, Verbissenheit.“

Und doch kommen wir nicht zusammen.

Wir schreien innerlich so laut, dass wir außen niemanden mehr hören.

Die Angst ist nicht das Härteste – sie ist das Gewohnte.

Aber die Freude ist so hart für mich, dass sie wie eine Nuss wirkt, die im Nussknacker einfach stecken bleibt.

Ich habe das Gefühl, dass niemand nachvollziehen kann, welchen Schmerz ich fühle, wenn ich spielen muss, Freude haben muss.

Ich würde lieber das Haus putzen, die Wäsche machen und die Hausaufgaben erledigen.

Wenn du mich fragst, natürlich nicht – aber im Zweifel wähle ich doch immer das, gepaart mit der entsprechenden Unlust dazu.

Als würde immer dieses Kind in mir herumnölen, wenn es Hausaufgaben machen muss – aber weil ich nichts anderes mehr kann, habe ich wie keine Wahl mehr.

Ich bin wie Peter Pan, der das Fliegen verlernt hat. Und das ganze Nimmerland vergessen hat.

Und doch glaube ich: So vielen Menschen um mich herum geht es genauso – sie geben es nur nicht zu.

Es ist hart, die Freude in sich wiederzuentdecken, zu erlauben und zu erleben. Härter als die Angst, Blockaden und alles andere zu leben.

Gefühlt härter als jeder Diamant.

Aber er bricht nicht sich selbst, sondern das Licht – und lässt es bunt erstrahlen.

Die harte Schale in mir kann auch irgendwann aufbrechen und warmes, weiches Licht durchlassen.

Im Moment muss ich das noch, indem ich alles in mir anspanne und nur durch Schmerz und Tränen loslasse und aufbreche.

Irgendwann kann ich das auch mit Freude – und mit allen Seiten von mir.

Darf ich dich in meine Welt entführen?

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