Achtung: Heute kann ich nicht garantieren, wie oft ich fluchen werde!!!
Ich fühle mich wie so ein verdammtes Dressurpferd – abgerichtet auf Nettigkeit.
„Lieb sein“ wurde mir so hart antrainiert, dass ich es oft gar nicht bemerke.
Dass ich gar kein wildes Pferd mehr in mir trage.
Oder doch? Denn innerlich bäumt es sich auf, stößt gegen die engen Mauern dieser Dressur an.
Lieb sein. Immer dieses verdammte lieb sein.
Immer gute Laune, immer positiv, immer unterstützen, immer abnehmen,
immer lächeln, immer für alle da.
Immer lieb!
Heute könnte ich mir dieses nette Getue aus dem Körper prügeln
und in einem hohen Bogen ins Meer werfen.
Heute könnte ich fluchen, schreien, strampeln –
wie ein trotziges, aber ehrliches Kind!
Ehrlich sein fühlt sich für mich oft distanziert, egoistisch oder mürrisch an.
Alles fühlt sich falsch an, wenn ich kein schleifenverziertes, rüschenbesetztes Lächeln trage.
Ich habe keine Ahnung, wie ich das je aus mir herausbekommen soll!
Ich merke es kaum, wenn ich es mache – nur, wenn etwas in mir brodelt.
Dann wacht das wilde Pferd auf.
Und meine Kinder? Sie lehnen dieses „lieb sein“ total ab –
und das macht mich rasend.
Je lieber ich zu ihnen bin, desto mehr machen sie auf Durchzug.
Das triggert mich hart, denn diese Strategie habe ich gelernt:
Wenn ich als Kind ich selbst war, wurde ich abgelehnt.
War ich wieder lieb, durfte ich näherkommen.
Jetzt ist es umgekehrt –
und das fordert mich maximal heraus.
Meine Kinder schenken mir die Rückverwandlung.
Wenn ich wieder lieb bin, lehnen sie mich ab,
bis ich wieder authentisch bin. So krass!
Und ich verstehe sie.
Weil ich sie zu sehr übernehme, ihnen Raum nehme –
und weil sie sehen, wie ich mich selbst verliere.
Wie weh das tut, zu sehen, dass der eigene geliebte Mensch sich selbst verletzt.
Manchmal wünschte ich, sie könnten es mir sagen –
aber ich weiß: in Wahrheit darf ich auf meine eigene Stimme hören.
So schlimm war’s mit dem Fluchen doch gar nicht 😅