Schlangenhaut
Schlangenhaut

Schlangenhaut

Heute Morgen hat ein Traum einen Schmerz in mir geweckt. Einen Schmerz, der gerade wie in mir brodelt und wie ein kleiner Vulkan anfängt, Lava zu spucken. Ich war heut Nacht mit meiner Familie auf einem Konzert im Traum und ich wollte etwas zu trinken holen, und dann erlebte ich allein etwas Tolles: ich lernte den Sänger kennen und stand genau an der Bühne, ohne dass ich wusste, wie ich da hingekommen bin. Ich ließ mich mitziehen, und als ich zurückkam, waren alle sauer auf mich. Ich fühlte Schuld und Scham. Ich kenne dieses Gefühl, dass mir oft so etwas passiert. Als hätte ich in meiner Natur ganz viel kindliche Neugier, Offenheit, Vertrauen und Hingabe, sodass ich manchmal gar nicht weiß, wo ich lande oder wie ich dahin gekommen bin; ich bin einfach gefolgt und habe es genossen. Aber dieses Gefühl danach, dieses „etwas falsch gemacht zu haben“, es lieber nicht zu erzählen und zu teilen, verantwortlich für die anderen sein, lieber bei ihnen als bei mir bleiben — das kenne ich so gut in mir.

Heute Morgen denke ich: Vielleicht bin ich deshalb so gefangen. Vielleicht gibt es einen Teil in mir, der denkt, dann erlebe ich lieber gar nichts mehr, denn ich kann das nicht kontrollieren und ich will niemanden verletzen. Und auf der anderen Seite dieser Frust: mit euch kann ich nicht frei sein, dass ein Teil von mir wie abgeschnitten ist, ein Teil meiner Natur, meines Wesens, meines Erlebens. Dass ich diesem Teil nachtrauere und in mir dann Traurigkeit und Wut hochkommt. Ich kenne dieses Erleben so gut aus meiner Kindheit: Dieses Rausgehen und die Welt entdecken, offen für alles, freudig, interessiert, lebendig — und dieses Nachhausekehren: erstickend, verurteilend, kleinmachend. Das lebt immer noch in mir, und ich weiß noch nicht, wie ich aus diesen Verstrickungen wieder herauskomme. Und doch — ich sehe es: Der Schmerz ist geweckt, die Sehnsucht aktiviert, die Brücke gebaut, der Vulkan brodelt.

Heute Morgen sehe ich es so klar; es wirkt, als könnte ich es anfassen und wie eine Haut von einer Schlange einfach von mir abziehen. Als wäre es dann einfach nur nicht mehr eine alte Erfahrung, in der ich nicht mehr lebe.

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