Ich bin ein Meister darin, mir selbst für alles die Schuld zu geben. Gäbe es eine olympische Disziplin darin, würde ich alle Kategorien mit Gold abräumen. Da gäbe es die Kategorien:
– Ich kreiere Situationen, damit ich mich schuldig fühle.
– Ich finde in allem, wo ich einen Fehler begangen habe.
– Ich provoziere andere, damit ich mich schuldig fühlen kann.
– Wenn Menschen mich auf etwas hinweisen, finde ich in mir die Bestätigung, dass ich wieder etwas falsch gemacht habe.
– Ich bleibe gelähmt und mache nichts, aus dem Gedanken heraus, es wird eh wieder falsch sein.
– Ich übernehme für alles die Verantwortung, weil ich denke, ich muss meine Schuld wieder gutmachen.
Das sind alles Königsdisziplinen, und ich kann sie aus dem FF. Heute Morgen begegne ich ihnen mit Trotz und Spaß, aber eigentlich sind sie eine so tiefe Wunde in mir, und ich definiere mich immer noch damit und halte mich dadurch so klein, so verletzlich und so im Leid und Kampf mit mir und anderen.
In mir entsteht gerade wie eine Gegenbewegung, ein leiser Keim, der aufsteigt und die Frage stellt: Ist das wirklich so? Bist du gerade wirklich schuld? Der Keim fühlt sich so wertvoll an, und doch drückt er wie ein Löwenzahn durch den Asphalt – und das schmerzt. Er zeigt mir die Wunde und wie tief sie sitzt. Wie sehr die Schuldfrage in mir nagt und ich mich quasi selbst jede Minute ohrfeige.
Wie viel Energie kann in mir entstehen, wenn ich sie nicht mehr dahin lenke, dass ich mir etwas beweise, was gar nicht meine Wahrheit ist!?