Der Ton macht die Musik
Der Ton macht die Musik

Der Ton macht die Musik

Als Kind war Ehrlichkeit ein großes Thema für mich.

Ich wurde selbst angehalten zu lügen. Ich wurde abgewertet, wenn ich als Kind ehrlich war, und ich habe in meiner Familie immer wieder zugesehen, wie sich alle gegenseitig anlügen.

In meinem Leben war mir Ehrlichkeit deshalb immer wieder so wichtig – und trotzdem merke ich mehr und mehr: Bin ich eigentlich ehrlich zu mir selbst?

Ich denke immer wieder: Ich muss ehrlich sein.

Aber wie kann ich ehrlich nach außen sein, wenn ich es nach innen so oft nicht bin?

Nicht, dass ich mich direkt anlüge – aber wirklich ehrlich bin ich auch nicht.

Viel zu oft lenke ich mich ab, finde Ausflüchte, mache einfach weiter, nur damit ich mich nicht meiner eigenen Wahrheit stelle.

Wenn ich es spüre, merke ich richtig, wie in mir Unruhe entsteht, ein „Ich muss es wieder gut machen“ – und schon flüchte ich wieder vor mir selbst und der Wahrheit, dass ich nicht ehrlich bin oder war.

Früher wollte ich die Wahrheit sagen und hatte dieses furchtbare Gefühl, wenn ich sie nicht aussprechen konnte.

Diese innere Unruhe, diesen Druck, dass es nach außen will, aber nicht darf.

Heute mache ich es mit mir selbst und habe dieses furchtbare Gefühl, wenn ich die Wahrheit sprechen sollte – mein Inneres sprechen sollte.

Als wäre das, was früher meine Mama im Außen mit mir als Kind gemacht hat, jetzt ich als Mama mit meinem inneren Kind mache.

Wie eine Umkehr.

Ein Nach-Innen-Krempeln – wie wenn ich Socken sortiere und zusammenlege.

Ich habe immer noch so eine große Hürde und Angst, auszusprechen und zu zeigen, was in mir steckt, was sich in mir bewegt, was in mir aufsteigen will: meine Gefühle, meine Bedürfnisse.

Da gibt es in mir eine Panik, dass es jemand sieht – und auch, wenn es jemand anderes zeigt, muss mein System es unterbinden.

Ich möchte diesem Teil gern begegnen und Frieden in mir finden.

Bevor ich meine Gefühle und meine Wahrheit spreche, schaue ich lieber auf den anderen und werde wegen irgendetwas sauer, damit ich von mir ablenke – und doch etwas aus mir herauslassen kann, nur eben nicht die Wahrheit.

Wie ein kleines Ablenkungsmanöver, eine Schutzstrategie.

Oft dachte ich bereits, dass ich über mich erzähle – und doch merke ich, jetzt wo ich es auf einer anderen Ebene versuche, dass ich noch nie Worte dafür gefunden habe.

Es ist, als würde ich meine Sprache gerade erst finden.

Als würden die ersten Töne so schief klingen wie auf einer Gitarre, die ich zum ersten Mal spiele.

Und doch beginne ich jeden Tag zu üben: Worte zu finden für das, was ich in mir spüre und fühle.

Denken und aussprechen kann ich gut, aber für das, was ich spüre und fühle, finde ich noch nicht das richtige Wort.

Noch nicht den richtigen Ton.

Ich werde langsam und leise laut.

Indem ich anfange, mir selbst wieder zuzuhören – nicht nur meinen Gedanken, sondern meiner tiefsten Stimme und Weisheit.

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