Ich glaube, ich habe langsam mein Mojo wieder.
Am Anfang einer Beziehung habe ich es immer: meine Freude, mein kindliches, leichtes Ich – voller Ideen, Schwung und Antrieb. Und irgendwann verliere ich es.
Ich gebe mich ab. Ich laufe mit. Ich ordne mich unter.
Nicht weil ich muss, sondern weil ich denke: Da ist mein Platz. Der andere ist besser. Ich habe sowieso nichts Gutes beizusteuern.
Und ehe ich mich versehe, bin ich leer.
Wie ein Zombie lebe ich beim anderen mit.
Wie eine Zecke lebe ich vom Blut und der Lebendigkeit des anderen.
Irgendwann einmal muss der Genuss, die Freude und Kreativität nicht mehr so aus mir herausgequetscht werden – so husch, husch.
Irgendwann einmal kann ich mich darin fallen lassen, es genießen und ganz langsam, sanft hindurchgleiten. Meine Augen schließen und einfach fallen – in mich.
Auf meiner echten Freude sitzt noch ein Teil drauf, der gesehen werden will.
Der die wahre Freude nicht zulässt.
Er fühlt sich an wie eine Dramaqueen im Showbusiness:
Sie will gesehen, geliebt werden – um jeden Preis.
Sie will Anerkennung, gemocht werden, beliebt sein, mit anderen im Kontakt sein.
Ein Teil, den ich noch nie in meinem Leben ausgelebt habe, weil er immer zu schüchtern war.
Jetzt nimmt er die Oberhand.
Er bewertet alles, was ich mache, nicht nach „macht mir das Freude?“, sondern nach „bekomme ich damit, was ich will?“
Daher wertet er vieles ab, weil es nicht massentauglich, nicht beliebt ist.
Und der Freudeteil sagt dann ganz zart: Aber mir macht es einfach Spaß.
Da sehe ich das innere Kind sitzen, wie es einfach Kreise malt – und der Lehrer sagt: So ist das aber nicht richtig. Das mag so keiner.
Aber das Kind hatte Spaß.
Und jetzt muss es das machen, was alle machen – nur damit es gemocht wird und „richtig“ ist.
Diese beiden Anteile stehen sich gerade gegenüber.
Und der zarte, schüchterne Teil ist gar nicht so leicht zu hören, aber ich weiß: Er würde gern schreien.
Doch das passt ja auch nicht ins Bild.
Da ist es wieder – das richtig machen, für die anderen machen, beliebt sein, normal sein.
Und da ist er: der Teil, den ich heute so klar sehen und fast anfassen kann.
Ein Teil, den ich wie einen Mantel angezogen habe.
Er ist auf schnelles Geld aus.
Selbstliebe ist für ihn nur Zeitverschwendung.
Er will schnellen Erfolg, schnelle Befriedigung.
Lieber schnell was essen, schnell Schoki, schnell jemandem erzählen – schnell, schnell, schnell.
Hauptsache, schnell besser fühlen.
Er fühlt sich so verhungert an.