Ein Bier zu viel
Ein Bier zu viel

Ein Bier zu viel

Was ist, wenn in mir – ganz heimlich, in der hintersten Ecke – ein frauenfeindlicher, patriarchaler Anteil sitzt und von den billigen Plätzen Biertisch-Parolen grölt?

Er ist so unterschwellig, so heimlich durch Hintertürchen hereingekommen – durch all die Jahre, in denen ich fast nur männliche Freunde hatte, die sich ganz subtil über Frauen lustig machten.

Natürlich nicht ich.

Aber in meiner Anpassungsfähigkeit habe ich diesen Anteil in mir wohl an meinen inneren Stammtisch gesetzt – und durch all die Kicker- und Bierabende genährt.

Und jetzt, wo alle Karten in mir auf den Tisch kommen, wo ich blank ziehe in meinem inneren Striptease, sitzt er da noch.

Trinkt sein letztes Bier und lallt mir ins Ohr, wie wertvoll doch das Männliche ist – und wie abstoßend das Weibliche.

Ich solle lieber schnell machen statt langsam sein.

Lieber von anderen geliebt werden als mich selbst lieben.

Lieber nach außen wirken, leisten, präsentieren, Ruhm und Prunk sammeln.

Wer braucht schon dieses sentimentale, emotionale, empfangende Gefühlsdusel.

Männer an die Macht, Frauen haben doch ständig nur ihre Tage.

Irgendwie ist es erschreckend, dass dieser Anteil da noch sitzt – und sich nährt, ein Bier nach dem anderen trinkt.

Er hat Sitzfleisch.

Er wird immer wieder bestätigt durch meine eigenen Handlungen: höher, schneller, weiter, leisten, funktionieren, statt im Inneren zu lieben.

Ich fürchte, mein Freund – du solltest langsam zahlen, dich ausruhen, ausnüchtern und wiederkommen, wenn du bei klarem Verstand bist.

Und das Weibliche in mir?

Das sollte jetzt etwas mehr nach vorne rücken – bis sie irgendwann zusammen an der Bar sitzen und Tee trinken. ☕️

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