Taucherglocke
Taucherglocke

Taucherglocke

Da sitze ich auf meinem alten, klapprigen Fahrrad, die Sonne scheint, der Wind weht. In mir steigen Gedanken auf wie: Genau hier gehöre ich hin – nach draußen, in die Natur, in die Welt, in die Ferne. Ich genieße es für einen Augenblick in meinem Kopf. Ich denke an all die Orte, die ich noch bereisen will. Ich sehe mich, wie ich langsam dahinrolle, schlendere, lächle, lache – mit anderen Menschen.

Je weiter ich wegfahre, desto enger wird es in mir. Und dann kommt der Moment, da trennt sich etwas in mir ab. Als würde ich mich in einen winzigen Raum in mir verkriechen, eine Taucherglocke aufsetzen und mich von allem da draußen trennen. Ich kann kaum noch sehen, kaum noch hören, kaum noch fühlen – weder mich noch alles um mich.

In mir fange ich an zu schwanken, als wäre ich auf hoher See. Ich will mich festhalten, ich will nach Hause, ich will raus oder irgendwo rein. Hauptsache weg. Hauptsache fliehen.

Ich gerate nicht mehr in Panik, aber wohl fühle ich mich nicht – nur noch getrennt, nur noch getrieben, nur noch weit weg. Alles schiebt, alles drückt.

Heute weiß ich wieder, wo ich hingehöre: raus in die Welt mit allem, was ich bin und habe. Heute weiß ich wieder, wo ich noch nicht sein kann – und dazwischen liegt ein ganzer Ozean. Immer dachte ich, irgendwann finde ich diesen Ort in mir, der dies auslöst. Ich reise dahin, heile es, und dann kann ich raus. Und doch dachte ich bereits, ich hätte alles in mir schon bereist. Nur die Taucherglocke, die bleibt.

Danach tut alles weh, als hätte ich jeden einzelnen Muskel in mir auseinandergezerrt – aus dem Teil, der rauswill, der der Sehnsucht folgt, und dem Teil, der mich zurückhält.

Darf ich dich in meine Welt entführen?

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